Gianna war die Tochter italienischer Eltern, die 1945 in die Schweiz emigrierten und sich in Uster im Kanton Zürich niederließen. Ihre Mutter war Hausfrau, ihr Vater war Bauarbeiter.
Als Kind zeichnete sich Gianna als fröhliches, gutmütiges und sehr intelligentes Kind aus.
1957 wurde Gianna in die Primarschule (Primarschule Türmli in Nänikon - Uster) eingeschrieben und während der ersten fünf Jahre hatte sie zwei sehr gute Lehrer (1. und 2. Klasse V.K. - 3.4.5. R.W.), sie war eine gute Schülerin, lernte viel und zeichnete sich als eine der Klassenbesten aus.
Wie im damaligen Schweizer Schulsystem üblich, wurde Gianna 1962 in der 6. Klasse einem neuen Lehrer, Herrn P.S., zugeteilt, der fremdenfeindliche Ideen gegenüber Italienern hatte, und von diesem Moment an begann für sie eine wahre Tortur.
Der Lehrer Herr P.S. konnte nicht akzeptieren, dass ein italienisches Mädchen besser war als ihre Schweizer Klassenkameraden und lehnte Gianna ab und Schikanierte sie. Beleidigungen und Ausdrücke wie "Maisindianer" und "heb d'schnurrre zue" wurden Gianna gegenüber immer wieder laut.
Dieses systematische Mobbing und die Schikanen des Lehrers führten dazu, dass Gianna sich ausgegrenzt fühlte und ihr Selbstvertrauen verlor. Um das Werk der Herabwürdigung zu vollenden, wurde Gianna am Eintritt in die Sekundarschule gehindert, indem man sie als unzureichend einstufte und ihr die Realschule zuwies, wo weniger begabte Jugendliche ihre Schulpflicht absolvierten.
In der Deutschschweiz war es eine unausgesprochene, aber durchgesetzte Praxis, dass kein italienisches Kind die Sekundarschule besuchen sollte, unabhängig von seinen Fähigkeiten. Die Schweizer akzeptierten nicht, dass ein italienisches Kind den Platz eines ihrer eigenen Kinder in der höheren Bildung einnehmen könnte. Das Ergebnis dieser Diskriminierung war, dass alle italienischen Kinder ausgegrenzt und auf die Realschule geschickt wurden.
In jenen Jahren war die rückschrittliche Schweiz von Verachtung und Feindschaft gegenüber Ausländern geprägt; Italiener, die den grössten Prozentsatz ausmachten, waren die Zielscheibe von Diskriminierung und Vorurteilen. Was Gianna erlebt hatte, war der Beweis dafür, dass die Diskriminierung der Italiener so tief verwurzelt war, dass sie sich sogar auf die Schulen ausdehnen konnte. Die italienischen Kinder litten, und Lehrer wie Herr P.S. konnten ihre Übeltaten ungestört fortsetzen.
Man könnte sich fragen: Warum haben sich die Eltern von Gianna nicht beschwert, warum haben sie sich kein Gehör verschafft? Nun, damals hätte das nichts genützt, im Gegenteil, es hätte für Gianna noch schlimmer kommen können.
Autor: S.B.