Tuesday, April 10, 2012

Was gesagt werden muss

Günter Grass warnt in der "Süddeutschen Zeitung" vom 4 April 2012 vor einem Krieg gegen Iran. In seinem Gedicht mit dem Titel "Was gesagt werden muss" fordert der Literaturnobelpreisträger deshalb, Israel dürfe keine deutschen U-Boote mehr bekommen.


Warum schweige ich, verschweige zu lange, was offensichtlich ist und in Planspielen geübt wurde, an deren Ende als Überlebende wir allenfalls Fußnoten sind.


Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, der das von einem Maulhelden unterjochte und zum organisierten Jubel gelenkte iranische Volk auslöschen könnte, weil in dessen Machtbereich der Bau einer Atombombe vermutet wird.


Doch warum untersage ich mir, jenes andere Land beim Namen zu nennen,
in dem seit Jahren - wenn auch geheim gehalten - ein wachsend nukleares Potential verfügbar aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung zugänglich ist?


Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er missachtet wird; das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig.


Jetzt aber, weil aus meinem Land, das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind, Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert, ein weiteres U-Boot nach Israel geliefert werden soll, dessen Spezialität darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist, doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will, sage ich, was gesagt werden muss.


Warum aber schwieg ich bislang? Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit dem Land Israel, dem ich verbunden bin und bleiben will, zuzumuten.


Warum sage ich jetzt erst, gealtert und mit letzter Tinte:
Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
Weil gesagt werden muss, was schon morgen zu spät sein könnte;
auch weil wir - als Deutsche belastet genug - Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,
das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld durch keine der üblichen Ausreden zu tilgen wäre.


Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,
weil ich der Heuchelei des Westens überdrüssig bin;

zudem ist zu hoffen, es mögen sich viele vom Schweigen befreien,
den Verursacher der erkennbaren Gefahr zum Verzicht auf Gewalt auffordern und
gleichfalls darauf bestehen, dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.


Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.



Ich möchte hierzu folgendes sagen:


In Israel spricht man von der Möglichkeit eines israelischen Militärschlages auf iranische Nuklearanlagen, um den Bau einer Atombombe zu verhindern. Der Iran behauptet, sein Atomprogramm sei friedlich und diene nur zur Erzeugung von Energie.


Die Situation ist sehr kritisch, weil die beiden Länder mit ihrer extremen Politik bewiesen haben, eine Gefahr für Frieden und Koexistenz zwischen den Völkern zu sein.


Der Staat Israel handelt einseitig und respektiert die Entscheidungen der internationalen Gemeinschaft nicht. Israel hat alle 68 Resolutionen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen ignoriert und die UN-Sanktionen gegen Israel wurden nie angewendet. Israel in Palästina ist eine "Besatzungsmacht", die mit dem Bau der Mauer effektiv die Möglichkeit der Entstehung eines künftigen palästinensischen Staates ausschliesst. Israel ist eine Atommacht, die die internationale Überwachung ihres nuklearen Arsenals nicht zulässt. Der Staat Israel rechtfertigt seine Politik mit dem Recht zu existieren und zu verteidigen.


Der Iran ist kein demokratischer Staat und seine Bevölkerung ist Opfer dessen Fanatismus. Die Nachricht, die in der westlichen Welt von den Herrschern des Iran ankommt, ist nicht Frieden, sondern interner und externer politischer Extremismus. Der Präsident des Iran leugnet die Geschichte und droht mit der Zerstörung Israels.


Das sind die Fakten. Ein militärischer Konflikt zwischen Iran und Israel würde sich auf den Nahen Osten ausweiten. Man würde wahrscheinlich die Mobilmachung der islamischen Welt gegen den Westen riskieren, eine unberechenbare und unkontrollierte Ausweitung des arabisch-israelischen Konfliktes.


Wir müssen deshalb schnell und entschlossen handeln. Die führenden Nationen der Welt und die Vereinten Nationen sollten Israels Vorhaben eines präventiven militärischen Angriffes verbieten und den Iran zwingen, die internationalen Kontrollen seines Atomprogramms zu akzeptieren.


Die Botschaft von Günter Grass ist mutig, sie kritisiert die Heuchelei des Westens, der aus Angst des Antisemitismus bezichtigt zu werden, nicht zu sprechen wagt und nicht die Kraft hat zu handeln, um einen Konflikt, der viel zu viele Jahre gedauert hat, zu lösen.


Sandro

10 April 2012

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